Die mittelalterlichen Chorfenster

Nach der Gründung der St. Marienkirche um 1253 wurde zwischen 1352 und 1367 ein neuer Hallenumgangschor errichtet. Seine Fenster mit Glasmalereien werden in dieser Zeit entstanden sein. Nach dem Umbau der Kirche unter Karl Friedrich Schinkel 1828-30 sind uns im wesentlichen drei der mittelalterlichen Fenster erhalten geblieben. Nachdem sie 1941 kriegsbedingt ausgebaut, im April 1945 ins Neue Palais in Potsdam ausgelagert worden waren, kam schließlich 1946 der größte Teil in die Eremitage nach Leningrad, sechs Felder wurden ins Puschkin-Museum nach Moskau verbracht. Erst nach 1990 wurde bekannt, dass die Fenster sich in der Eremitage befinden. Die sechs Felder im Depot des Puschkin-Museums wurden eher zufällig entdeckt. Zuvor ging man davon aus, dass diese verloren sind, weswegen schwarz/weiß Kopien an den Fehlstellen eingebaut wurden. Zwischen 1991 und 2008 erfolgten die Bemühungen zur Rückführung, 2009 konnte die Restaurierung der 117 Fensterscheiben abgeschlossen werden.

Nachdem 15 Felder durch russische Restauratoren der Eremitage in St. Petersburg zum Zweck einer Ausstellung in der Kirche des Winterpalais restauriert worden waren, erfolgte die Gesamtrestaurierung nach Rückführung vor Ort in der St. Marienkirche durch die Restauratorinnen Gerlinde Möhrle, Sandra Meinung, Nicole Sterzing und Sandra Williger.

Die drei überkommenen Chorfenster vermitteln dem Betrachter biblische Bilder von der Schöpfung der Welt, dem Wirken Jesu Christi und von der Endzeiterwartung. Mit dem Fenster der Endzeiterwartung und der Thematisierung der Legende des Antichrist ist ein mit diesem Thema einzigartiges Kunstwerk erhalten. Mit dem mittleren Christusfenster und seiner zentralen Aussage des Osterereignisses, der Auferstehung, werden die flankierenden Bildbahnen in einen Zusammenhang gebracht: Woher kommen wir, wie bewähren wir uns und wohin werden wir gehen.

Verbunden mit dem liturgischen Handeln am Altar im Chorraum können die Bildfenster zur Predigt werden und den Besuchern St. Mariens zu einem inneren Zugang zum Glauben heute verhelfen.

H.P.R.